Erwartungen in Bezug auf die zentralen Agrar- und Umweltfragen für Brasilien in 2023
Die kleinbäuerliche Landwirtschaft Brasiliens ist so vielfältig wie Brasilien selbst und die Agrarindustrie des Landes hat, obwohl sie schon zu den leistungsstärksten der Welt gehört, ihr maximales Potential noch nicht erreicht.
Die Erwartungen des WWF an die Agrar- und Umweltpolitik Brasiliens im Jahr 2023 sind sehr, sehr hoch. Wir hoffen, dass Brasilien und Europa in diesem Jahr die Weichen dafür stellen, die Entwaldung und die Umwandlung von natürlichen Ökosystemen vor allem für die Rinderzucht und landwirtschaftliche Produktion zu stoppen. Brasilien kann seine Agrarproduktion erheblich steigern, ohne einen einzelnen Baum zu fällen. Insbesondere für die Sojaproduktion erwarten wir, dass in diesem Jahr erhebliche Fortschritte erzielt, werden können. Die größten Soja Händler der Welt aus Brasilien, USA, Europa und China tragen hier eine Schlüsselrolle und haben Teile der Lösung bereits auf dem Tisch. Sie müssen nur noch Handeln wollen. Wenn die Bauern Brasiliens fair behandelt werden und berechtigte Opportunitätskosten kompensiert bekommen und wenn sich auch Unternehmen in Europa an den Kosten beteiligen, kann die agrarbedingte Entwaldung im ganzen Land gestoppt werden. Wenn man bedenkt, dass 94% der Entwaldung im Amazonas und des Cerrado Brasiliens illegal stattfindet und das nur 2% der 5 Millionen Landbesitzer für 62% der potentiellen illegalen Entwaldung verantwortlich sind, sollte man nicht wegen einigen wenigen Menschen einen ganzen Wirtschaftszweig diskreditieren. Ich erwarte, dass Brasilien eines der ersten Länder ist, das die Anforderungen der EU-Verordnung zu Entwaldungsfreiheit erfüllt.
Der WWF erwartet auch, dass der Kipppunkt des Amazonasregenwaldes verhindert wird. Wir unterstützen ausdrücklich das Ziel der Regierung Lula, die Entwaldung zu beenden. Wenn wir dieses Ziel nicht erreichen, setzten wir Unmengen an THGs frei und gefährden die vom Regen abhängige Landwirtschaft, wasserkraftbasierte Stromproduktion etc. halb Südamerikas. Das kann niemand wollen.
Der WWF fordert darüber hinaus, dass Brasiliens Waldgesetz, Código Florestal, umgesetzt wird und den Bauern mit Förderprogrammen geholfen wird. U.a. hoffen wir, dass Millionen von Hektar privates Land wieder aufgeforstet werden, damit die Auflagen des Gesetzes, Schutzwälder zu erhalten, erfüllt werden.
Und vor allem hoffen wir, dass Kleinbauern, so genannte agricultores familiares, wieder stärker gefördert werden. Sie sind es, die Brasilien ernähren und ihre Produkte sollen auch lokal weiterverarbeitet werden. Sie sollten das Rückgrat einer neuen leistungsstarken Bioökonomie werden.