Der Kampf um „das Grüne“ in Zeiten des Kohlenstoffmarktes
Der vorliegende Essay von Daniel Vargas von der Stiftung Getulio Vargas in São Paulo führt uns literarisch durch die wissenschaftlichen, juristischen, ökonomischen und zweifellos auch politischen Aspekte und Kontroversen über die Funktionsweise der Kohlenstoffmärkte. Er hinterfragt aus der Sicht der großen Potenziale der brasilianischen Landwirtschaft die Maßeinheiten und Regeln, die in den gemäßigten Klimazonen formuliert werden und das Potenzial der Kohlenstoffbindung der tropischen Böden zu unterschätzen scheinen.
Auf grundsätzliche Weise kritisiert er auch, dass die Emissionen bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln dem Erzeugerland angerechnet wird, während die Verbrennung fossiler Kraftstoffe, bei den Konsumentenländern verbucht wird. Er hält es für fragwürdig, Maßnahmen zur Einsparung von Methanemissionen in der Rinderhaltung oder zur Bindung von CO2 in der tropischen Landwirtschaft nicht zu vergüten, wenn gleichzeitig die Erdölwirtschaft Kohlenstoffzertifikate verkaufen kann, wenn sie einen Filter in ihre Anlagen einbaut, der die Öl-Verluste reduziert.
Warum, fragt Vargas, wird die Landwirtschaft, die Erzeugung von Lebensmitteln benachteiligt?
Der Autor plädiert schließlich für einen neuen globalen Blick auf die tropische Landwirtschaft, auf das, was zukünftig als „das Grüne“ gelten soll. Er tritt ein für eine „Tropikalisierung“ der Regeln und Meßeinheiten der Kohlenstoffmärkte, nicht zuletzt, um den tropischen Landwirtschaften der südlichen Halbkugel eine gerechte Teilhabe und eine angemessene Vergütung für die Transformation hin zu einer klimafreundlichen Erzeugung von Lebensmitteln und Agrarrohstoffen zu ermöglichen. Dafür – so Vargas – bedarf es einer nationalen Anstrengung, nicht nur der Regierung, sondern des Staates, des Dialogs mit Wissenschaft und Privatsektor und schließlich des internationalen agrar- und umweltpolitischen Dialogs.
Autor


Brasilien formuliert eine eigenständige Agrarpolitik spätestens seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, als Getulio Vargas das Dekret 29.803 von 1951 herausgab. Damals schon betonten die Gesetzgeber die ganze Breite der Zielstellungen der agrarpolitischen Entwicklung: die Stärkung landwirtschaftlichen Produktion und Produktivität, Stabilität der Versorgung, der Märkte und der Preise, die ein ausreichendes Einkommen für die Erzeuger, aber auch bezahlbare Lebensmittel für die Konsumenten garantieren sollten. Bis heute eine aktuelle Agenda!
Der vorliegende englischsprachige Beitrag von Camila Dias de Sá vom Think Tank INSPER Agro Global, Claudia Cheron König, Fundação José Luiz Egydio Setúbal sowie Niels Søndergaard, von der Universität von Brasília, zeigt den Stand der aktuellen wissenschaftlichen Debatte in Brasilien zur Produktion und Expansion der Soja und Initiativen, die den Marktakteuren eine höhere Verantwortung für soziale und Umweltfragen überträgt.
Bio-inputs for agricultural production, such as those based on microbiome or microorganism, are often portrayed as promising technologies to reduce our reliance on fossil-based inputs and increase productivity while contributing to environmental sustainability (e.g. increased soil carbon sequestration, soil restoration, and reduced methane emissions from ruminants).
Der vorliegende englischsprachige Beitrag von Camila Dias de Sá und Claudia Cheron König, und Niels Søndergaard zeigt den aktuellen wissenschaftlichen Diskussionsstand zum Thema Carbon Farming und Carbon Markets.
Der vorliegende Text von Urs Moesenfechtel und Sebastian Elze ist das Ergebnis der Zusammenarbeit des Agrarpolitischen Dialogs Brasilien Deutschland mit dem Deutschen Biomassenforschungszentrum, DBFZ.